Ich bin derzeit Co-Dozentin eines Kurses zum Thema „narratives Coaching“ und habe die wunderbare Einführung von Gene Coombs und Jill Freedman noch einmal gelesen: „Narrative Therapy: the Social Construction of Preferred Realities“, die ich philosophisch veranlagten Coaches wärmstens empfehlen kann.
Im zweiten Kapitel sprechen sie über „Verdinglichung“ (auch ein persönliches Ärgernis für mich) – „Verdinglich-WAS?“ Ich kann Sie denken hören: „Verrückt sie jetzt völlig?“. Bleiben Sie dran :-). Eine „Verdinglichung“ bedeutet, „etwas zu einer Sache zu machen (lateinisch: re), das keine Sache ist. Zum Beispiel „Depression“ oder „Motivation“ oder „Traurigkeit“ oder „Erfolg“. Diese Wörter beschreiben eigentlich etwas Fließendes, etwas Bewegliches und Vergängliches und kein festes „Ding“.
Wie Sie als Coaches wissen, sind Beschreibungen wichtig und machen einen Unterschied. Die Art und Weise, wie wir unsere Klienten dazu bringen, darüber zu sprechen, was sie erreichen wollen, kann Veränderungen fördern oder behindern. Vergleichen Sie:
„Ich möchte diese Frustration wirklich überwinden – wenn ich an die Arbeit denke, möchte ich am liebsten einfach weglaufen!“
„Ich bin momentan frustriert wegen der Arbeit und würde lieber etwas anderes tun.“
Der zweite Satz lässt die Situation viel veränderlicher erscheinen: Ich habe „momentan“ hinzugefügt und es gibt nichts, „Frust“, das überwunden werden muss, sondern eine Veränderung, die die Gefühle der Person lindert oder ihr erlaubt, etwas anderes zu fühlen.
Wenn wir die Aussage des Klienten umformulieren oder Fragen stellen, die in die Richtung „Vergänglichkeit“ und „Fluidität“ statt „Verdinglichung“ und „Dinglichkeit“ gehen, helfen wir dabei, Beschreibungen zu erstellen, die es uns ermöglichen, die Situation als veränderlich zu betrachten:
„Ich möchte diese Frustration wirklich überwinden – wenn ich an die Arbeit denke, möchte ich am liebsten einfach weglaufen!“
„Es tut mir leid zu hören, dass Sie sich momentan frustriert fühlen – es klingt, als würden Sie wirklich gerne etwas tun anders?“
oder
„Ah – das klingt tatsächlich so, als ob Sie sich gerade frustriert fühlen. Was möchten Sie stattdessen fühlen?“
In gewisser Weise helfen wir dem statischen Ding „Frustration“ dabei, eine flüssige Emotion zu werden, als ob wir Salz ins Wasser schütten und es umrühren, um es aufzulösen. Viele Emotionsforscher und Achtsamkeitsexperten würden dem zustimmen: Unsere Gefühle und Emotionen kommen und gehen, nehmen zu und ab – sie sind keine „Dinge“ oder „Zustände“. Es ist viel hilfreicher, sie auf diese Weise zu betrachten.
Verzeihen Sie also mein Wortspiel: Manchmal hat Lösungsorientierung eine andere Bedeutung. Wir helfen nicht nur dabei, Lösungen zu schaffen, sondern lösen auch künstlich kristallisierte Konzepte auf.