Solution Poker zur Priorisierung

Überblick

Scrummaster und Agile Coaches kennen das Tool des „Prioritätspotters“, bei dem Teammitglieder Ideen priorisieren können. Es gibt verschiedene Formen dieses Pokers. In einer Variante erhalten alle Teammitglieder Spielkarten von 2 bis 10, jede Idee wird aufgerufen und bei drei gibt jedes Teammitglied eine Stimme über die Qualität dieser Idee ab, indem es eine Spielkarte auf den Tisch legt. Eine andere Variante besteht darin, die Haftnotizen den Konfektionsgrößen zuzuordnen. Dabei werden S, M, L, XL von links nach rechts auf eine Tafel geschrieben und die Teammitglieder dürfen die Vorschläge für einen bestimmten Zeitraum in diese Kategorien sortieren und verschieben. Man erkennt schnell, welche Vorschläge vom Team ähnlich beurteilt werden und welche Vorschläge noch weiterer Diskussion bedürfen.

Die hier vorgestellte Methode „Das Lösungspotter“ ergänzt das agile Vorgehen um einen wichtigen lösungsorientierten Schritt, der die Priorisierung vereinfacht. Die Online-Umsetzung ist durch die verfügbaren Online-Pinnwände wie Miro, Mural, Padlet oder Jamboard sehr einfach.

Wann „The Solution Poker“ eingesetzt werden sollte

„The Solution Poker“ eignet sich immer dann, wenn ein Team unterschiedliche Vorschläge oder Ideen bewerten und priorisieren möchte. Beispiele:

  • Aktionsplanung
  • Krisenreaktion
  • Jahresplanung
  • Strategie und Taktik
  • Erstellen eines Backlogs
  • Retrospektiven
  • Projektplanung

Ziele der Methode

Die Methode führt zu einer hohen Übereinstimmung und Zufriedenheit mit den Ergebnissen. Das Vorgehen ist transparent und klar und ermöglicht eine offene und sichere Kommunikation. Am Ende des Prozesses sind sich alle einig und es wurden zeitsparend nur die wichtigsten Unterschiede besprochen.

Der Prozess

Schritt 1  Ideen sammeln

Das Team sammelt Ideen oder Vorschläge, zum Beispiel zum weiteren Vorgehen, zu Aktionen, zu Projekten auf Online-Haftnotizen. Der Teamcoach könnte eine Auswahl der folgenden Fragen stellen:

  • „Angenommen, Sie wären einen Schritt voraus, woher würden Sie und die anderen das wissen?“
  • „Was sind die wichtigsten 3 Schritte, die das Team jetzt unternehmen sollte?“
  • „Welche Ideen könnten sofort helfen?“
  • „Was muss das Team nächstes Jahr richtig machen?“

Schritt 2  Ideen clustern

Das Team bekommt 2 Minuten (Sie können einen Timer auf Miro oder Mural einstellen), um die Online-Haftnotizen zu clustern. Jedes Teammitglied darf sich jeden Online-Haftnotizzettel „schnappen“ und neben andere mit ähnlichem Thema legen. Das klingt zwar etwas chaotisch, ist aber die einfachste Methode, um schnell Ordnung in eine große Menge an Online-Haftnotizzetteln zu bringen. Nach Ablauf der 2 Minuten sichten Teamcoach und Team die Cluster und räumen das Feld noch einmal auf. Am Ende dieses Schrittes wird pro Ideencluster ein Online-Haftnotizzettel als Titel erstellt.

Schritt 3  Der lösungsorientierte Twist

Bei Handlungsvorschlägen kann es sein, dass mehrere Interessen die Entscheidung des Teams beeinflussen. Manche Ideen sind genial, aber Teammitglieder befürchten Mehraufwand und lehnen den Vorschlag deshalb ab, oder ein Vorschlag ist zwar auf andere Weise gut, aber unpraktisch. Geht man direkt von der Ideensammlung zur Bewertung über, können gute Ideen aus Partikularinteressen einiger abgelehnt werden.

Daher fordert der Teamcoach die Teammitglieder auf, einzeln und still 2-3 Minuten über das Ziel bzw. den angestrebten Zustand nachzudenken. Auch hier kann die Timerfunktion genutzt werden. Hilfreich ist es, die Teammitglieder zu bitten, das Video für diesen Schritt auszuschalten und wieder einzuschalten, wenn sie bereit sind, weiterzumachen. Hier eine Auswahl möglicher Fragen zur Visualisierung des gewünschten Zustandes:

  • „Angenommen wir sind sehr erfolgreich, wer würde das bemerken und was würde bemerkt werden?“
  • „Was ist das Beste, was wir heute für das Team tun können?“
  • „Wenn wir unser Ziel erreicht haben – wie sieht unsere Arbeit dann im Detail aus?“

Je nach Situation sollte sich das Team eine Fragestellung überlegen, die zum Team passt.

Schritt 4  Wilde Sortierung

Während der 2-3 Minuten des Lösungsdrehs bereitet der Teamcoach die nächsten Schritte vor: Er oder sie schreibt Überschriften mit Konfektionsgrößen (S, M, L, XL) in ausreichend großem Abstand zueinander in eine andere Ecke des Online-Boards. Zusätzlich verschiebt er oder sie auch die Überschriften der Ideencluster in diesen Bereich.

Ähnlich wie beim Clustering-Schritt dürfen nun alle Teammitglieder wild über die Ideen urteilen. Diese Phase kann 3-5 Minuten dauern – auch hier empfiehlt sich der Timer. Jedes Teammitglied darf sich jeden Notizzettel „schnappen“ und in ein anderes Feld ziehen. Hier merkt man sofort, welche Ideen ähnlich bewertet werden und welche Ideen noch Diskussionsbedarf haben. Wird ein Notizzettel ständig in ein anderes Feld gezogen, weiß man, dass man nochmal darüber reden muss.

Bei einfachen Themen kann dieser Schritt in einer Phase passieren. Sind die Themen komplexer, kann man auch in mehreren Phasen arbeiten. Dann könnte man sich beispielsweise zunächst fragen: „Welche Ideen lassen sich am leichtesten umsetzen?“ In der nächsten Phase könnte man dann fragen: „Welche Ideen könnten die größte Wirkung erzielen?“.

Schritt 4  Diskussion und Einigung

Man sieht jedenfalls, dass man über die Ideen, die von der Mehrheit unter S eingestuft werden, nicht unbedingt sprechen muss. In der anschließenden Diskussion kann man sich auf die Ideen konzentrieren, die umstritten sind. Hier können die einzelnen Teammitglieder ihre Gründe für ihre Einschätzung darlegen und das Team zu einer abschließenden Bewertung kommen. Abschließend einigt man sich im Team auf die Ideen, die nun prioritär umgesetzt werden sollen.

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